Tiergestützte Intervention bei Demenz: emotionale und kognitive Stärkung

Leben mit Demenz verbessern

Demenz betrifft weltweit Millionen von Menschen und stellt eine enorme Herausforderung sowohl für die Betroffenen als auch ihre Familien dar. Leider zeigen erkrankte Menschen in ihrer Situation oftmals aggressives Verhalten, Angstzustände oder auch depressive Verstimmungen. Neben den medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gewinnen unterstützende Therapieformen zunehmend an Bedeutung. Eine solche Form, die tiergestützte Therapie, bietet innovative Ansätze, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz deutlich zu verbessern. 

Doch wie können sowohl echte Tiere als auch vermehrt speziell entwickelte interaktive Plüschtiere einen Unterschied machen? Dieser Beitrag beleuchtet, gestützt auf Studien und Erfahrungsberichte, wie eine tiergestützte Therapie wirksam den Alltag von Demenzkranken begleitet.

In der Regel erfolgt die tiergestützte Behandlung mit Besuchstieren, die in das Pflegeheim oder Zuhause der Betroffenen kommen. Manche Patientinnen und Patienten sind geistig und körperlich in der Lage, sich noch etwas selbst um einen Hund oder eine Katze zu kümmern. Füttern hilft ihnen beispielsweise den Tag zu strukturieren. Dies ist aber die Ausnahme. Meistens geht es um ein stundenweises Highlight im Alltag.

Die Wirkung von Tieren wissenschaftlich betrachtet

RobiCare Smart Cat auf dem Schoss einer älteren Dame.
"Eine Dame mit Demenz genießt die Gesellschaft ihres neuen, sensorausgestatteten Therapiebegleiters."

Studien legen nahe, dass der Kontakt zu Tieren positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Demenzkranken hat. Die Doktorarbeit von Sabine Naber  „Wirkungen tiergestützter Interventionen auf Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften“ (2018) zeigt, dass regelmäßiger Umgang mit Tieren Stress reduziert, Aggressionen mindert und Freude sowie soziale Interaktion fördern kann. Zudem sorgen sie für mehr Aktivität und ein verbessertes Sozialverhalten von vielen Menschen, die von Demenz betroffen sind. 

Die Bandbreite an Therapietieren ist groß. Eingesetzt werden Hunde oder Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen oder in ländlicher Umgebung auch Nutztiere wie Pferde und Hühner. Manchen hilft sogar der Blick auf Fische in einem Aquarium, um die Beschwerden etwas vergessen zu machen, Verstimmungen oder gar eine Depression zu verbessern und den allgemeinen Gemütszustand aufzuhellen. Bei der Auswahl der Tierart sollte die Geschichte der Patientinnen und Patienten beachtet werden. Wer beispielsweise mit einem Hund aufgewachsen ist, für den ist dies vermutlich die beste Wahl. Vielen fällt die Beziehung zu einem Tier einfacher als zu einem Menschen. Die physische Nähe zu einem Tier, sei es durch Streicheln oder das Halten eines interaktiven Stofftiers, setzt Oxytocin frei, bekannt als das „Wohlfühlhormon“. Dieses führt zu einer generellen Beruhigung und verringert den sozialen Rückzug.

Fallbeispiele und Erfahrungsberichte

Herr Müller (Name geändert), ein 76-jähriger Demenzpatient, fand neuen Lebensmut durch den Besuch eines Therapiehundes. Seine Tochter berichtet, wie die Augen ihres Vaters jedes Mal leuchten, wenn der Hund wöchentlich eine Stunde vorbeikommt. Therapietiere stimmen ihre Aktivität automatisch auf den Patienten bzw. die Patientin ab, sodass sie auch bei starken Einschränkungen einen Weg finden, mit den Erkrankten zu „kommunizieren“ und zu interagieren.  

Ähnliches berichtet Familie Weber (Name geändert) über ein interaktives Stofftier in Form einer Katze, das bei ihrer demenzkranken Mutter zum Einsatz kommt und für spürbare Verbesserungen sorgt. Das Plüschtier – in diesem Fall die Aktivkatze smart cat von Robicare, die miauen und auf Bewegung reagieren kann -, bietet ihr Trost und Gesellschaft. Demenzpatienten profitieren davon besonders in Momenten der Verwirrung und Einsamkeit.

Mechanismen der tiergestützten Therapie

Warum eine tiergestützte Therapie sich positiv auswirkt, lässt sich durch verschiedene Mechanismen erklären:

  • Emotionale Stimulation: Der Einsatz von Tieren und interaktiven Stofftieren bietet emotionale Unterstützung und fördern Glücksgefühle.
  • Kognitive Anregung: Der Umgang mit Tieren kann Erinnerungen wecken und mentale Prozesse stimulieren.
  • Soziale Interaktion: Tiere dienen als soziale Katalysatoren, die Kommunikation und Umgang mit anderen Menschen unterstützen.
  • Körperliche Aktivität: Einige Patienten und Patientinnen wachsen in diesen Momenten über sich hinaus und bewegen sich deutlich mehr als üblich. 

Praktische Tipps für Angehörige und Pflegepersonal

Für Angehörige und Pflege- bzw. medizinische Fachkräfte bieten sich folgende Tipps hinsichtlich tiergestützter Therapien an:

  • Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Nicht jede Art der tiergestützten Therapie ist für jeden Demenzkranken geeignet. Beachten Sie die individuelle Geschichte und eventuelle Allergien.
  • Sicherheit gewährleisten: Stellen Sie sicher, dass sowohl das Haustier als auch der Demenzkranke geschützt sind. Für beide geht es um den Aufbau einer Beziehung. Interaktive Stofftiere sind eine sichere Alternative, wenn echte Tiere nicht infrage kommen.
  • Therapiegestützte Begleitung und Regelmäßigkeit sicherstellen: Planen Sie regelmäßige Besuche oder Begegnungen, um eine Routine zu etablieren, die den Demenzkranken Sicherheit gibt.

Fazit: Ein Tier für Betroffene

Eine tiergestützte Therapie bietet eine wertvolle Ergänzung zu traditionellen Behandlungsformen bei Demenz. Sie beeinflusst das Wohlbefinden positiv, unterstützen die emotionale und kognitive Funktion, stärken soziale Bindungen und sogar die Nahrungsaufnahme profitiert davon. 

Sowohl echte Tiere als auch interaktive Plüschtiere spielen eine wichtige Rolle in der Therapie, um Symptome bei Demenzkranken zu lindern. Sie sind nicht nur Begleiter, die gerade in Pflegeheimen Trost und Freude spenden, sondern auch Brückenbauer zu einer besseren Lebensqualität für Menschen mit Demenz. Es ist die Verbindung zwischen Herz und Verstand, die sowohl für die Betroffenen als auch ihre Familien den Unterschied macht. In einer Welt, die oft verwirrend und isolierend für Menschen mit Demenz sein kann, bieten tiergestützte Interventionen ein Stück Normalität und Glück.